Foto oben: Donatella Crisoni durchtrennt mit feinem Messer Seidenfäden, bürstet sie dann in eine Richtung, dadurch entsteht eine unvergleichliche Haptik der leuchtenden Prêt-à-Porter Tücher – Fotos: Lust auf Düsseldorf
Hermès – die Hochzeit aus Kunst und Handwerk – demonstriert beim “Festival des Métiers” im Böhler Areal
Nein, dass ein Deutscher dahinter steckt, tut dem Glanz dieser Marke keinen Abbruch. Es war ein Krefelder, Sohn eines Kneipenwirts, der die Luxusmarke Hermès begründete. Dietrich Hermes, ein hoch talentierter Schuhmacher französischer Abstammung, zog 1828 nach Frankreich, konzentrierte sich auf die Herstellung von Sattel- und Zaumzeug, als er mit seiner frisch angetrauten Frau nach Paris zog. Damals ein boomendes Geschäft, es gab 80.000 Pferde in der Stadt und zahllose Kutschen holperten durch die engen Gassen.
Foto: Nadine Rabilloud – mehr Künstlerin als Handwerkerin, sie legt die Farbgebungen fest
Hermès heute, ein Luxusimperium mit rund 3,5 Milliarden Euro Jahresumsatz. Der Name steht für Birkin Bag, Kelly Bag, Seiden Carrés in bis zu 46 Farben, Koffer, Sättel und Zaumzeug, Parfüm und mehr. Eine Frau, die bei Erwähnung von Hermès keinen Glanz in den Augen hat, ist keine Frau.
Noch bis zum 11. Juni, ist Hermès in Düsseldorf! Auf dem Gelände der Böhlerwerke am Ende der Hansaallee können Besucher zehn der insgesamt 3.900 Hermès Kunsthandwerker an den Werkbänken zusehen und erfahren, wie die wertvollen Produkte des Hauses gefertigt werden. Für Interessenten hat Hermès, ganz nobel, einen Shuttleservice eingerichtet. Zwischen 12 und 20 Uhr gibt es einen Zubringer von der Hermès Boutique an der Königsallee 10 zu der Halle auf dem Böhlerwerk-Gelände.
Foto: In einer Vielzahl von hochpräzisen Druckvorgängen entstehen die weltberühmten Carrès
Das “Festival des Métiers”, das derzeit in Metropolen der Welt gezeigt wird, bietet hochinteressante Einblicke. Da ist zum Beispiel Nadine Rabilloud, Graveurin. Die junge Frau bekommt die Designs von Künstlern als Vorlage für neue Carrés auf den Tisch. Ihre Aufgabe ist es, die Farben zu extrahieren, Produktionsschritte zu ermitteln und die Produktionsmatritzen vorzuzeichnen. Bis zu 46 Farben trägt man an seinem rund 260 Euro teuren Carré am Hals – und Nadine hat sie vorher alle bestimmt. Ob sie sich nicht mit einem kleinen Monogramm verewige, wird sie gefragt. “Nein, nein”, wehrt sie charmant ab, “ich bin ja nicht die Künstlerin.”
Foto: Mélanie Kuntz demonstriert die Herstellung eines Sattels
Spannend auch die Herstellung der Carrès. An über 20 Meter langen Werkbänken wird in Reihe jeweils millimetergenau eine Farbe aufgetragen, indem der Handwerker sie mit einem breiten Schieber über die eingelegte Matritze verteilt. Dieser Prozess wird so oft durchgeführt, bis alle Farben einzeln aufgetragen sind, was wohl auch den Preis erklärt.
Foto: Objekt der Begierde: die berühmte Kelly Bag
Hermès bietet die Hochzeit zwischen Kunst und Handwerk, ein Geschäft, das auch in flauen Zeiten Konjunktur hat. Im letzten Jahr legte der Umsatz um mehr als 20 Prozent zu. Wer hätte das gedacht. Turbo der Entwicklung waren die Asiaten, die sich offensichtlich für Hermès begeistern.
Dafür dass das Kunsthandwerk erhalten bleibt, sorgen Menschen wie Mélanie Kuntz aus dem Elsass, die das Sattlerhandwerk erlernte und jetzt bei dem Festival von Hermès demonstriert, wie ein Damensattel entsteht. Den Täschnern Samuel Lefranc und Sarah Verollet kann man auf die Finger schauen, wie sie eine Hermès Tasche produzieren. Besonders bemerkenswert auch die Kettlerin Donatella Crisoni, die eine traditionelle Handwerkskunst demonstriert, bei der ein Seidencarré mit Kaschmir verstrickt wird. Die Verbindung dieser beiden Hauptmaterialien von Hermès findet sich in Produkten der Damen und Herren Prêt-à-porter wieder.
Sehr anmutig die Inszenierung des Hermès Festivals im Areal Böhler durch die Mailänder Architektin Paola Navone.
Foto: Die weltberühmten Carrés von Hermès – es gibt sie an der Kö, keine Ausrede, meine Herren!
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Was für eine unvergessliche und einzigartige Hochzeit! Die Erfahrung ist genau helfend für mich. Wunderschönes Design. Vielen Dank!
ich komme immer wieder gerne hier vorbei . Es gibt vieles zum nachdenken,staunen( deine Fotos) , freuen und auch Anregungen.