THERMOMIX TESTBERICHT:
LUST AUF DÜSSELDORF FÜHLT DEM WUNDERKESSEL AUF DEN ZAHN
Nein, ich war auf keinem Kochtreff, bei dem der „Alleskönner“ einem staunenden Publikum im Einsatz vorgeführt wird und das Gekochte im Anschluss direkt probiert werden kann. Knackige Rohkostsalate in Sekunden, herzhafte Suppen ohne großen Aufwand, selbst gemachtes Brot aus im Gerät geschrotetem Korn, wie von Geisterhand in drei Minuten zum Teig verarbeitet … die Liste der Fähigkeiten des thermomix ist lang, doch dazu später. Nicht umsonst wird er daher von seiner Millionen Menschen umfassenden Fangemeinde ganz liebevoll auch als „Wunderkessel“ bezeichnet. Aber vor allem Spitzenköche, wie Juan Amador, Harald Wohlfahrt, Dieter Müller oder Nils Henkel (alle mit 3 Michelin-Sternen ausgezeichnet) schwören auf die Fähigkeiten des thermomix.
Außen schickes Design – innen ein Küchenprofi: der thermomix von VORWERK
An mir ist der „Hype“ um den allerorts hoch gelobten Küchenhelfer thermomix des Wuppertaler Traditionsunternehmens VORWERK bis vor kurzem praktisch vorbeigegangen. Ich erinnere mich zwar, dass mir die Frau eines guten Freundes aus Spanien vor über zehn Jahren ganz begeistert erzählte, wie schnell sie darin eine „Bolognese“ auf Vorrat für ihre hungrigen vier Kinder kocht, doch ich war schon damals kein großer Fan von Pasta und schon gar nicht von Spaghetti Bolognese. Mein Interesse hielt sich daher damals in Grenzen.
In der Kochredaktion von „Lust auf Düsseldorf“ sind wir bei der Recherche nach ein paar besonderen Zubereitungsarten dann auf den thermomix gestoßen und haben den Hersteller gebeten, uns freundlicherweise ein Testgerät zur Verfügung zu stellen.
Vorneweg sei gesagt … wir kochen gern, viel, leidenschaftlich und mit ehrlichen, gesunden Produkten, soweit möglich aus der Region. Dabei sind wir ständig auf der Suche nach dem Besonderen, dem etwas anderen Gericht. Das muss ganz und gar nicht exotisch oder besonders aufwendig sein, sondern gern auch mal ein echter Klassiker, der etwas in Vergessenheit geraten ist. Dann aber bitte authentisch, originell oder aber außergewöhnlich neu interpretiert. Die Ergebnisse stellen wir dann in unserem Kochblog Lust auf Essen, teilweise auch in unserer Zeitschrift oder eben hier im Online-Magazin www.lust-auf-duesseldorf.de vor.
Seit ein paar Wochen nun thront der Wunderkessel aus Wuppertal an prominentem Platz in unserer Küche und leistet ganze Arbeit. Waren wir doch schon ganz neugierig darauf, wie gut er die „12 Funktionen in einem Küchengerät“ meistert. Große Verschnaufpausen hatte das Gerät anfangs eigentlich nur Nachts.
Ohne die Spannnung brechen zu wollen sei vorweg gesagt: Viel Kritik werden Sie hier nicht finden. Tatsächlich kann das formschöne Gerät alles, was es verspricht. Nicht nur kochen, dampfgaren und rühren, sondern auch sukkzessives Einwiegen von Zutaten, mixen, mahlen, kneten, zerkleinern, vermischen, schlagen, kontrolliert erhitzen, ja sogar mühelos emulgieren. Kurz: Der thermomix ist einfach zu bedienen und ermöglicht sogar dem ungeübten Küchenmuffel ein kreatives und abwechslungsreiches Kochen.
Mich interessierten aber von vornherein weniger Gerichte wie gefüllte Paprikas, Hackfleischsauce oder dampfgegartes Gemüse. Vielmehr hatte ich bereits eine Liste von Rezepturen im Kopf, die sich ohne ein Gerät, wie den thermomix, nur mit viel Aufwand oder gar nicht realisieren lassen.
Da wäre einmal das Emulgieren. Wie sehr liebe ich Spargel in allen nur erdenklichen Variationen. Eine davon, bevorzugt von meiner Tochter, ist die mit einer Sauce Hollandaise. Die „Tetra-Pack-Schmierfertigsaucen“ aus dem Supermarkt aber kommen bei uns nicht auf den Tisch. Ungesund und geschmacklos. Doch schlagen Sie gerne scheinbar endlos Butter, Eigelb und Weißwein über dem Wasserbad, bis das Ganze sämig emulgiert? Dazu kommt, dass die Hollandaise dann auch gern mal gerinnt und das Ganze geht von vorne los.
Nicht so im thermomix der hiermit seinen ersten Test mit Bravour bestanden hat. Einfach Butter, Weißwein, Zitronensaft, Eigelbe, Salz und Pfeffer in den Mixtopf geben, Rühraufsatz einsetzen (einziges Wechselzubehör, das heißt: keine nervigen Kisten mit tausenden von Aufsätzen, wie bei anderen Küchenmaschinen) und 5-6 Minuten bei 70° aufschlagen. Fertig. Praktisch: auch den Spargel und die Kartoffeln kann man vorher ganz schonend im zugehörigen VAROMA (Dampfgaraufsatz) zubereiten. Fisch oder Fleisch bevorzuge ich allerdings aus der Pfanne, da beim Dampfgaren keine Röstaromen entstehen, aber das ist Geschmacksache.
Leckere Aioli ohne Ei mit etwas Chilisalz zu gegrillten Gambas
Gleiches gilt für Aioli. Echtes, spanisches Allioli oder Aioli wird traditionell ohne Eigelb zubereitet. Nur frischer Knoblauch, Öl und etwas Zitrone werden im Mörser unter Zugabe von Öl in einem dünnem Strahl unter fortwährendem Rühren mit einem Stößel so lange gerürt, bis alles zusammen emulgiert und diese leckere, zähflüssige Creme entsteht. Wird zu viel oder zu schnell Öl hinzugegeben, kann sich die Emulsion leicht wieder trennen und die Aioli gerinnen. Das ist natürlich aufwendig und unter 20 Minuten harter Handarbeit kaum herzustellen – und dann auch nur, wenn die Aioli beim ersten Anlauf nicht “absch…”, wie Profiköche sagen.
Kinderleicht dagegen ist die Aioli ohne Ei im thermomix in wenigen Minuten zubereitet. Der Wunderkessel übernimmt ohne jedes Zutun die volle Kontrolle über das sonst mühsame Rühren unter Beigabe von Öl in feinem Strahl, was durch die spezielle Konstruktion des Deckels ermöglicht wird.
Foto: Zugabe von Öl in feinem Strahl über den Deckelrand
Fazit: Emulgieren im thermomix leicht gemacht! Zabaione, Sauce Bérnaise, Mayonnaise, Béchamel, Vanillesauce, … ein Kinderspiel.
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Wer sich den Thermomix anschafft, um Hollondaise- und Aioli“komplikationen“ zu meistern, hat keine Lust am Kochen. Das Teil ist unnötig wie ein Kropf und Dieter Müller und Co. brauchen das Geld.