Kochen mit Sylvia Pantel: Was bringt die CDU-Bundestagsabgeordnete für zehn Gäste auf den Tisch? Wir haben eingeladen: Monsignore Ulrich Hennes, Lothar Inden, den Chef der St. Sebastianus Schützen Düsseldorf 1316 mit Frau Beate und unseren genialen Wagenbaumeister Jacques Tilly mit Lebensgefährtin Ricarda Hinz. Der lange Eichentisch im Wohnzimmer mit Gartenblick ist bereits gedeckt.
Sylvia Pantel hat wenig Zeit, wir rechneten also damit, dass sie etwas zaubern würde, das schnell und leicht von der Hand geht.
Falsch gedacht: Die CDU-Frau für den Düsseldorfer Süden hat Rouladen angekündigt. Das Fleisch hat sie aus einer Rinderkeule schneiden lassen. Sie pfeffert und salzt die üppig bemessenen Fleischlappen, bestreicht sie üppig mit Löwensenf, gibt Speckwürfel und Zwiebeln dazu und umwickelt die Rouladen mit einem Zwirnsfaden, „wie sich das gehört“.
Ihren Ehemann Rolf hatte sie vorher schon für den Feldsalat eingespannt. „Dreimal waschen und jedes einzelne Blatt abzupfen, das reicht mir für dieses Jahr“, murrt der, grinst aber dabei.
Zwischendurch bietet Sylvia Pantel Kaffee an, den sie klassisch aufbrüht – „Kapseln und sowas mag ich nicht“ – und wir geraten schnell in einen Polit-Küchentalk.
Mutter von fünf Kindern
Die Frau mit dem zupackenden Charme und den hausfraulichen Qualitäten ist direkt gewähltes Mitglied des Bundestages für den Wahlkreis Düsseldorf-Süd (107). Sie ist Vorsitzende der Düsseldorfer Frauenunion (FU), mit der sie im Frühjahr im Rathaus Benrath das 70-jährige Bestehen der CDU-Vereinigung feierte und gehört sowohl zum Landes- als auch zum Bundesvorstand der FU. Die Abgeordnete sitzt dem CDU-Ortsverband Düsseldorf-Rath vor, gehört zum Kreisvorstand der Düsseldorfer CDU und bekleidet eine Reihe weiterer Ämter und Ehrenämter. Im Bundestag ist sie ordentliches Mitglied in den Ausschüssen für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und dem für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Das ist die Politikerin Sylvia Pantel. Aufgewachsen mit fünf Brüdern, Mutter von fünf Kindern – in Sachen Familie macht ihr so schnell keiner etwas vor.
In der Landes-CDU erfreut sie sich nicht nur der Zustimmung. Die drei NRW-Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hoffnungsträger Jens Spahn aus dem Münsterland und Michaela Noll aus dem Kreis Mettmann („Die redet Klartext und man kann sich auf sie verlassen“) gehören zu ihren engen Parteifreunden. Für den Bundestagswahlkampf 2017 sprach das Trio ihr sogar engagierte Werbespots in die Kamera. Das kann man in den Social Media sehen, die Pantel clever nutzt. Jens Spahn und Wolfgang Bosbach springen der CDU-Frau aus dem Düsseldorfer Süden auch persönlich im Wahlkampf zur Seite.
Gegen doppelte Staatsbürgerschaft
CDU-Landeschef Armin Laschet dürfte seiner Parteifreundin jedoch wohl weniger gesonnen sein. Denn Sylvia Pantel sprach sich öffentlich gegen die doppelte Staatsbürgerschaft für türkischstämmige Mitbürger aus und wies unter anderem auf die drohende Unterwanderung der CDU hierzulande durch die faschistischen „Grauen Wölfe“ hin. Die Abgeordnete drückte durch, dass der CDU-Bundesparteitag über einen Antrag abstimmte, der die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft bei CDU und radikal islamistischen Gruppen festlegt.
Auch das ideologische „Gender Mainstreaming“, das auch die CDU infiltriert hat, ging die Mutter von fünf Kindern frontal an. Sylvia Pantel: „Toiletten für diejenigen, die sich nicht entscheiden wollen, ob sie Mann oder Frau sind und Sexualunterricht mit eindeutigem Anschauungsmaterial schon im Kindergarten, solche Fehlentwicklungen muss man stoppen.“ Eine Veranstaltung zum Thema mit Autorin Birgit Kelle („Gender Gaga“) wurde von politischen Gegner derartig attackiert, dass Polizeischutz erforderlich wurde. Doch bei Gegenwind duckt Sylvia Pantel sich nicht weg, eher läuft sie zur Hochform auf.
Sylvia Pantel mischt mit im einflussreichen „Konservativen Kreis in der Union“ in Berlin, dem auch Bosbach nahe steht und ist treibende Kraft beim Zusammenwirken jener CDU-Mitglieder in NRW, die ihre Partei wieder stärker in die Mitte rücken wollen.
„…mit unendlich scheinender Energie“
Die resolute Abgeordnete pflegt nicht um den heißen Brei herumzureden. Die Burka ist für sie „ein Symbol für Abgrenzung, Ausgrenzung und den fehlenden Willen zur Integration“. Der Islam gehöre „nicht zu Deutschland“, wohl aber muslimische Mitbürger, die sich an Recht und Normen hielten.
„Resolut, energisch und mit unendlich scheinender Energie“, so charakterisierte die Rheinische Post vor einigen Jahren die umtriebige Politikerin, als sie das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr großes ehrenamtliches Engagement erhielt.
Da steht sie in der Eichenküche, angetan mit einer blauweißen Schürze, auf der sich fröhlich gelbe Entchen tummeln. Hausfrauen-Idylle pur. Doch aus ihr spricht so manches Mal die Revoluzzerin. Da fällt einem bei ihrem dunkelblonden Kraushaar doch glatt das alte Sprichwort ein – „Krauses Haar, krauser Sinn und der Teufel mittendrin“.
Doch Sylvia Pantels Kopf ist bestens strukturiert und der Teufel kommt nur insofern ins Spiel als der eine oder andere politische Widersacher, durchaus auch in der eigenen Partei, sie ebendort hin wünscht. Auch in diesem Jahr ringt sie um ein Direktmandat, die Wähler im Düsseldorfer Süden sollen sie nach Berlin schicken.
„Ein Mensch braucht ein Heim“
Das Problem, das man mit dieser Frau haben kann, besteht wohl am ehesten darin, dass sie durchsetzt was sie sich in den Kopf gesetzt hat – zumindest geht sie an Grenzen. Derzeit kämpft sie wie eine Löwin für die Wohneigentumsförderung für Familien, für die sie mit der Frauenunion erfolgreich Unterschriften sammelte. „Es geht doch nicht, dass bei uns gerade mal 52 % aller Bürger über Wohneigentum verfügen und im Rest Europas 80 bis 90 %“, sagt sie und ergänzt: „Ein Mensch braucht ein Heim“.
Das Eigenheim von Sylvia und Rolf Pantel, der als technischer Angestellter bei der Stadt tätig ist, liegt in einer ruhigen Nebenstraße von Düsseldorf-Wersten. Das Paar hat fünf Kinder großgezogen. Die älteste Tochter, Andrea (38), arbeitet als Controller bei einer Bank in der Schweiz, der älteste Sohn Rainer (35) ist erfolgreicher Speditionskaufmann.
Da tritt er in die Fußstapfen seiner Mutter. Denn die hatte von 1985 bis 1996 ein kleines Speditionsgewerbe und kariolte in dieser Zeit an jedem Wochentag zwischen 23 Uhr und 5:30 Uhr durch Düsseldorf und lieferte die Rheinische Post aus. So ganz nebenbei versorgte sie mit Ehemann Rolf die Kinder und betreute in Vollpflege eine Großtante. Für die Pflege absolvierte sie einen Lehrgang als Schwesternhelferin.
Kartoffeln und Klöße
Multitasking beherrschte sie also wohl bevor das Wort erfunden wurde. So denkt sie auch jetzt, mitten im Gespräch, an die Kartoffeln und Klöße, die sie zu den Rouladen auftischen will. Für den Salat mischt Sylvia Pantel Zitronensaft, Olivenöl, weißen Essig, Pfeffer, Salz und Zucker zu einem schmackhaften Dressing.
Rolf Pantel hat das Glück in sich zu ruhen und ist von daher ein guter Gegenpol im Pantel-Tandem. Als Angestellter bei der Stadt Düsseldorf setzt er dem unsteten Lebensablauf einer engagierten Bundestagsabgeordneten mit Wochenendterminen zuhauf einen geregelten Arbeitsablauf entgegen, der ihm die Freiheit lässt, seine Frau zu unterstützen.
Die Siamkatzen Lisa und Leo und die beiden Schäferhunde, die den Garten des Häuschens in einer ruhigen Nebenstraße bewachen („Die eine oder andere Morddrohung kommt schon mal“) versorgt er unter der Woche, wenn Ehefrau Sylvia zumeist in Berlin ist.
„Wir wollen keine arbeitsgerechten Familien, sondern eine familiengerechte Arbeitswelt“, ist ihr Credo als Politikerin. Für sich selbst müsste man hier wohl noch an einigen Stellschrauben drehen.
Die Rouladen, dicht an dicht auf dem Backblech liegend, schiebt Sylvia Pantel jetzt in den Ofen. „Eine Stunde, 160 Grad“, weiß sie, „dann sind sie schön mürbe“.
Zustand untragbar
Das Essen, begleitet von einem guten Roten aus Spanien, bringt außer Rouladen und Beilagen alle aktuellen politischen Themen auf den Tisch. Auch beim Essen nutzte Sylvia Pantel die Gelegenheit, über die Lage im Düsseldorfer Süden aufzuklären, etwa die Schulsituation. Sie ärgert sich, dass es so lange gedauert hat, bis für die Kinder der Benrather Hauptschule ein Neubau in Angriff genommen wurde. „Jetzt müssen wir nur darauf achten, dass es durch das Provisorium während der Bauphase nicht zu wenig Schüler gibt, die Schule dann nicht mehr im geordneten Schulbetrieb ist und so geschlossen wird.“ Auch ist der Zustand an der Clara Schumann Musikschule sei untragbar. Sylvia Pantel: „Über 3500 Kinder stehen auf der Warteliste, obwohl die Eltern einen beachtlichen Teil der Musikschulkosten tragen. Es fehlen derzeit mindestens zehn Lehrer. Hier wird am falschen Ende gespart.“
Mit der Musikschule, die sie ehrenamtlich im Förderverein unterstützt, hatte ihr politisches Engagement zeitgleich zur Schulpolitik begonnen. Damals hat sie erfolgreich für die Musikschulzentrale auf der Prinz Georg-Straße gekämpft Auch ließ sie der Gedanke nicht los, dass die Kinder günstig und sicher zur Schule kommen sollte. Eine Fahrkarte kostete damals für einen städtischen Mitarbeiter 40 DM und für einen Schüler pro Monat 70 DM. Das wollte sie ändern und erwirkte mit anderen Eltern die Einführung des Schokotickets. Ebenso erfolgreich setzte sie sich für die Familienkarte, die Singpause, den offenen Ganztag und für sicherere Übergänge an den Straßenbahnübergängen ein. Das erste katholische Familienzentrum in Rath gehörte auch zu den Ideen, sie sie umsetzen konnte.
Pfiffig auch ihre Ideen im Wahlkampf: Rund ein Dutzend Autos mit ihrem Porträt und dem Slogan „Politik mit Herz und Verstand“ sind in Düsseldorf unterwegs und auf Facebook spricht sie in Videobeiträgen gezielt die Düsseldorfer in ihren Stadtteilen an.
Sylvia Pantel kann anstrengend sein – besonders für die, mit denen sie etwas bewirken will.
Im Bundestag ist sie mit hoher Schlagzahl unterwegs, etwa als Mitglied in den Ausschüssen Familie und Menschenrechte. Als Abgeordnete zeigte sie dabei auch Herz für die Damen des horizontalen Gewerbes – sie war federführend bei der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes und hat natürlich auch mal in einem Puff vorbeigeschaut: „Ich muss doch wissen wovon ich rede.“ Die fünffache Mutter hat allerdings stärker die Normalfamilie im Blick, so sind Rentenpunkte für Mütter, die finanzielle Unterstützung für die Erziehungsleistung und die Anerkennung von Familienarbeit für sie Kernforderungen.
Die Rouladen übrigens waren köstlich.
Wolfgang Osinski
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