Soviel vorab: Dieses Belcanto-Fest ist am Düsseldorfer Haus der Deutschen Oper am Rhein nur noch bis 9. Februar zu hören. Mit etwa 2 ½ Stunden inklusive Pause ist dieser fetzige Musik-Krimi auch für jene ein Genuss, die nicht soviel Sitzfleisch haben.
„Belcanto vom Feinsten“, jubelte Operndirektor Stephen Harrison auf der Premierenfeier von Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“ im Opernhaus Düsseldorf. „So eine Besetzung hören Sie gegenwärtig nie auf der Welt“, lobte er enthusiastisch die Leistungen von Protagonisten, Chor und Orchester. Adela Zaharia in der Titelrolle bescheinigte er sogar, besser zu sein als einst die legendäre Primadonna assoluta Joan Sutherland.
Es ist ein Thriller, den Donizetti nach Schillers Drama „Maria Stuart“ komponiert hat. In Königin Elisabeths Hand nämlich liegt es, Cousine Maria vor der Todesstrafe zu bewahren. Dabei geht es nicht nur um Macht Elisabeths und Behauptung der Krone, sondern auch um Liebe. Graf Leicester (Shalva Mukeria), enger Vertrauter Elisabeths, liebt offensichtlich Maria. Ihm gelingt es, ein – historisch nie stattgefundenes Treffen – der beiden zu erreichen. Doch nichts fruchtet. Wenn Frauen hassen, wird musikalisch und szenisch auf der Bühne vorgeführt und Maria schließlich zum Tode verurteilt.
Regisseur Guy Joosten siedelt die im 16. Jahrhundert spielende Königinnen-Tragödie in zeitloser Moderne an. Da liegt die seit 18 Jahren des Königsmordes verdächtigte Maria Stuart, eingangs gekleidet in Hose und lässiger Strickjacke, auf der Couch und liest ein Buch. Nur die vergitterten Kerker auf der Galerie am Ende zweier Freitreppen signalisieren, dass dieser recht wohnliche Raum eine Gefängniszelle ist. Zum Schluss ist die Szene in glutrotes Licht getaucht, passend zu Marias blutrotem Gewand und ihrem blutigen Ende. (Kostüme: Eva Krämer, Bühnenbild: Roel van Berckelaer).
Schmissig, in bester Belcanto-Italianitá hat Donizetti den Tragödienthriller komponiert und Antonino Fogliani gelang dies am Pult – inklusive gefühlvoller, lyrischer Momente – trefflich umzusetzen. Die Düsseldorfer Symphoniker zeigten sich von ihrer besten Seite mit viel Sinn auch für die kammermusikalischen Elemente. Der schön timbrierte, exakt singende Chor (Leitung: Gerhard Michalski) tat ein Übriges zum musikalischen Hochgenuss.
Und natürlich das Solisten-Ensemble mit Adela Zaharia, ebenso schön anzusehen wie anzuhören in der mörderischen Partie der Maria Stuarda. Maria Kataeva als Elisabetta stand ihr mit ihrem klangschönen, geläufigen Mezzosopran in nichts nach. Bogdan Taloş (Talbot), Richard Šveda (Lord Cecil) und Opernstudio-Mitglied Karina Repova (Anna) demonstrierten die internationale Kompetenz der Rheinoper. Alle gehören nämlich zum festen Ensemble. Als einziger Gast stand Shalva Mukeria auf der Rheinopern-Bühne. Mit lyrischem, durchschlagkräftigem Tenor zeigte er als Graf Leicester stimmlich wie darstellerisch den Konflikt zwischen Gefolgstreue und Liebe.
Mit Jubeln und Trampeln quittierten die Premierenbesucher am Schluss die Donizetti-Premiere.
Gisela Rudolph
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