Kanufahren ist wirklich kinderleicht. Unser Kanadier gleitet dahin wie am Schnürchen, denn die Niers erfreut den eher untrainierten Erstpaddler mit einer angenehmen Fließgeschwindigkeit (2 km / h). Somit bleiben uns als Aufgabe nur maßvolle Paddelschläge und die Steuerung. Wie man das 4-Meter-Boot auf Kurs hält, hat man intuitiv rasch heraus, nur Bewegungslegastheniker dürften Probleme haben, zumal Peter Strajek von Niederrhein Kanu uns bei der Einweisung mit den nötigen Tipps versah.
Das Einsteigen ist wohl noch das Schwierigste bei einer Tour auf dem über 100 km langen Fluss, der parallel zu Maas und Rhein verläuft. Den wasserdichten Packsack, in dem Hand- und Brieftasche Platz finden, verstauen wir im Bug und paddeln einfach los.
Das Flüsschen erinnert mit Pappeln links und rechts und den vielen Akazien gelegentlich an eine Allee und hat, zumindest in unserem Fahrabschnitt, der uns von Kevelaer acht Kilometer flussabwärts führt, nicht mehr als Stehtiefe.
Genau 32 Fischarten sind heutzutage in der einst stark verschmutzten Niers heimisch, etwa der Flussbarsch, der Dreistachlige Stichling, das Rotauge und der Steinbeißer. Wir haben einige Fische gesehen, sie sind bei dem starken Pflanzenwuchs im Fluss schlecht auszumachen. Schildkröten, auf deren häufiges Vorkommen Kanu-Guide Strajek uns hingewiesen hatte, sind uns nicht begegnet. Nicht einen einzigen Steinkauz, der hier bundesweit am stärksten verbreitet sein soll, haben wir gesehen, wohl aber eine Vielzahl von Enten, Vögeln und Insekten, insbesondere im Bereich des großen Naturschutzgebiets, das wir durchquert haben.
Das Besondere an einer solchen Kanufahrt: Näher an die Natur ran, geht nicht! Nach einer halben Stunde setzt Tiefenentspannung ein. Vögel zwitschern und geschäftige Libellen – es sind, wie wir später nachlesen, die großen Blauflügel-Prachtlibellen und Federlibellen – begleiten uns. Die wunderbare Ruhe wird nur ganz gelegentlich unterbrochen, als über uns Flugzeuge vom nahegelegenen Airport Weeze ihre Bahn ziehen.
Unsere 18 Monate alte Tochter, die zum Anfang der Tour verständlicherweise lautstark ihren Unmut signalisierte, beruhigt sich rasch. Sie trägt zur Sicherheit eine Schwimmweste, die der zertifizierte Kanutour-Anbieter in allen Größen vorhält. Bald fesseln aufflatternde Enten ihre Aufmerksamkeit und die Kleine fühlt sich zusehends wohler.
Die Niers ist nicht nur reich an Fischen, Larven und Amphibien. Auch die Vogelpopulation ist beachtlich: Beutelmeisen bauen ihre Nester am Ufer, auch Rohrammer, Nachtigall und Sumpfrohrsänger brüten hier.
Unterwegs treffen wir ein naturverbundenes Paar, das tagelang mit dem Boot unterwegs ist und dabei im Zelt übernachtet. Dies „wild“ am Ufer zu tun, ist natürlich wie das meiste in unserem Land verboten. Doch es gibt einige Campingplätze, die sich anbieten.
Als typische Stadtmenschen, die immer mal am Rhein spazieren gehen oder den Unterbacher See umrunden, verbuchen wir die Tour im Kanadier als kleines Abenteuer. Am beeindruckendsten dabei sind der Blick in eine Natur, die man sonst nie zu Gesicht bekommt, und die unglaubliche Ruhe, die einen bei der Tour überkommt.
Niederrhein Kanu wirft seine Angeln auch nach den Düsseldorfern aus, von denen viele auch die angebotenen Segway-Touren oder Floßbau und -fahrten buchen. „Die sind als Team-Event voll im Trend“, sagt Inhaber Ulrich Sander. Auch Planwagenfahrten führt Niederrhein Kanu durch. „Wir haben in den letzten Jahren expandiert, weil die Nachfrage stark steigt“, sagt der Kanuspezialist, der Wert darauf legt, dass sein Betrieb mit Qualitäts- und Umweltsiegel ausgestattet ist.
Das Standardangebot des Unternehmens sieht einen ganzen Tag auf dem Wasser vor – Start in Kevelaer, fünf Stunden Paddeln, Pause im Ausflugslokal Jan an de Fähr und Grillbuffet im Biergarten einer Gaststätte in Goch mit dem ausgefallenen Namen Poorte Jäntje. Kanu und Grillbuffet schlagen dabei mit 41 Euro pro Person zu Buche. Doch auch Kurztouren sind möglich. Niederrhein Kanu schließt zudem für jeden Gast eine Reiseveranstalterhaftpflichtversicherung ab. Für die Pessimisten unter den Paddlern gibt’s zudem für 2 Euro eine Regenversicherung.
Wie man zurück zum Auto kommt? Am besten per Bahn. Es gibt beste Verbindungen ab dem Zielort Weeze oder Goch, von wo aus man zu einem Fahrtpreis von 5,30 Euro in nur zwölf Minuten wieder in der Wallfahrtsstadt Kevelaer ist.
Wolfgang Osinski
Wir waren unterwegs mit Niederrhein Kanu, Sonsbeck // www.niederrhein-kanu.de // Tel.: 02838 – 77 90 60 // info@niederrhein-kanu.de
Touren u.a. auch bei:
Fa. Lettmann, Moers, www.lettmann.de // Tel.: 02841 – 9992890 (Fahrten auf Lippe, Ruhr, Niers, Baldeneysee, Duisburger Sechs-Seen-Platte);
Fa. Zölzer, Essen, www.kanu-tour-ruhr.de / Tel.: 0201 – 48 78 15 (Fahrten auf dem Baldeneysee)
Tipp: Touren ab Kevelaer sind besonders empfehlenswert wegen des am Niederrhein nicht immer garantierten guten gastronomischen Angebots und der wunderbaren, prächtig ausgemalten Basilikia, dem Ziel unzähliger Wallfahrten. Die Redaktion von Lust auf Düsseldorf empfiehlt somit die Kombination einer Kanutour auf der Niers mit einem Mittag- oder Abendessen mit Stadtbesichtigung in Kevelaer. Die Fahrtzeit nach Kevelaer: 50 Minuten.
17.1K Views
Mir erschließt sich nicht, warum man von Düsseldorf nach Kevelaer fahren soll um auf der Niers zu paddeln. Es gibt von einem zertifizierten Veranstalter tolle Paddelangebote im Bereich Viersen / Grefrath. Z. B. Paddel und Pedale sowie Kanu und BBQ als Firmenevent und vieles mehr.
Auf dem schönsten Teil der Ruhr – unweit von Düsseldorf – im Ruhrgebiet zwischen dem Baldeneysee und dem Mülheimer Wasserbahnhof bietet http://www.ruhrtouren.de tolle Tourenangebote auch in Kombination mit der Weissen Flotte an.