Viele Prominente reiten auf der Hilfewelle – gewissermaßen als Gesichtsverleiher. Sie erlauben, ihren Namen in Verbindung mit einer karitativen Einrichtung zu nennen. Davon profitieren beide, der Verein, der durch die prominente Person Aufmerksamkeit erlangt, und der Prominente, der damit sein soziales „Engagement“ dokumentiert.

„So etwas wollte ich einfach nicht mehr“ sagt Jenny Jürgens, die seit 2007 als Botschafterin das Deutsche Rote Kreuz unterstützt. Jenny: „Ich wollte das mit Authentizität und Leistung unterfüttern.“ Zwei Jahre später gründete sie deshalb in Düsseldorf das Herzwerk, ein Projekt, das bedürftige Düsseldorfer Senioren unterstützt. „Wir möchten Wünsche erfüllen, die für viele selbstverständlich klingen, es aber bei weitem nicht sind“, sagt die Schauspielerin. „Das können frisches Obst, ein Friseurbesuch oder die tägliche Zeitung sein.“

Es war um ihren 40. Geburtstag herum. Jenny unterhielt sich mit Bekannten über den demografischen Wandel – und darüber, wie man die „Banalität des eigenen Berufs einer Sache unterordnen könnte, die außerhalb der eigenen Person liegt und sinnstiftend ist.“

Jenny Jürgens im Gespräch mit OB Thomas Geisel, der seit 2015 als Schirmherr fungiert

Rund 8.000 Menschen, weiß Jenny Jürgens, „leben in Düsseldorf an der Armutsgrenze, haben nicht mehr als 370 Euro für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung.“ Viele dieser Menschen hat sie besucht, hat finanziell geholfen – und, was manchmal noch viel wichtiger ist, Zeit mit ihnen verbracht.

Da war die Frau, die eine Brille mit nur einem Glas trug. „Ihre Wohnung war etwas verwahrlost“, erinnert sich die Herzwerk-Gründerin, „in der Küche lag eine Scheibe Brot und ich bot ihr an, Brot zu kaufen, doch sie sagte, ,nein, nein, die Scheibe teile ich mir schon ein‘. Da fängst du an zu schlucken.“ Eine andere alte Dame: „Sie streckte ihre Maggisuppe mit Wasser, um finanziell über die Runden zu kommen, sah fern bei Kerzenlicht, um Strom zu sparen.“

Herzwerk hilft unkonventionell da, wo die Not am größten ist, und vor allem ganz unbürokratisch. So finanzierte das dem DRK Kreisverband Düsseldorf angegliederte Projekt zum Beispiel den Umzug einer älteren Dame nach Bayern, wo ein Teil ihrer Familie lebt.

Die „Herzwerk“-Gründerin mit einem der von ihr liebevoll betreuten Senioren

Jenny Jürgens ist eine empathische Frau, viele Begegnungen gehen ihr sehr nah, etwa die bei einem Weihnachtsessen in einer Pflegeeinrichtung in Reisholz: „Eine ältere Dame hat die ganze Zeit meine Hand gehalten, hat sie immer wieder zum Mund geführt und geküsst, da weißt du einfach nicht, was du sagen sollst.“ Besonders bewegend war für sie die aktive Sterbebegleitung eines ehemaligen Kellners: „Am Nachmittag war ich noch im Krankenhaus, habe seine Hand gehalten, wir haben geredet, am Abend wurde ich angerufen, dass er gestorben ist.“

Um noch erfolgreicher wirken zu können, braucht Herzwerk finanzielle Unterstützung.

Eine Spendenbox, designed von Jacques Tilly, wandert deshalb durch die Landeshauptstadt. Und immer wieder sind es engagierte Einzelpersonen, die sie bereitwillig füllen. Jenny Jürgens: „Zum Beispiel die Künstlerin Alexandra Galinova. Sie hatte eine Ausstellung in der Stadtsparkasse in Benrath und hat den Erlös ihrer dort verkauften Bilder komplett gespendet.“

Sogar ihren Vater, Udo Jürgens, hatte Jenny für ihr Herzwerk mobilisiert: 2012 trat er für sie eine halbe Stunde bei ihrer Charity-Veranstaltung im damaligen Monkey’s auf. Jenny: „Das war natürlich nicht zu toppen.“

Ob ein älterer Mensch dringend einen neuen Kühlschrank benötigt oder eine neue Brille, ob man eine Dame mit einem lang überfälligen Friseurbesuch erfreuen kann oder mit einer neuen Matratze – Herzwerk hilft, wenn bei den Senioren dafür die Voraussetzung gegeben und sie bedürftig sind.

Unternehmen wie die PSD Bank Rhein-Ruhr unterstützen gelegentlich die Arbeit von Jenny und ihrer rechten Hand, Jasmin Schürgers, einem Allround-Talent, das sich auch um die Kommunikationsaufgaben kümmert. Jenny Jürgens‘ größter Wunsch: „Ein Unternehmen, das uns mit einem höheren fünfstelligen Betrag hilft. Selbst wenn man nur in den nötigsten Fällen helfen will, fehlt uns doch noch so viel.“

 

Herzwerk unterstützt Senioren, die 75 Jahre oder älter sind, Leistungen der Grundsicherung empfangen (Alter: mindestens 60 Jahre) oder 60-Jährige, die unter eine Pflegestufe fallen.

Hier können Sie an Herzwerk spenden:

DRK Kreisverband Düsseldorf e.V.

Stichwort: „Herzwerk“

IBAN: DE30 3005 0110 1005 4701 49

BIC: DUSSDEDDXXX


ANDERE EHRENAMTLER

Helma Wassenhoven (Leiterin des Referats Bürgerschaftliches Engagement, Social Sponsoring, Brauchtum und Veranstaltungen) sagt über ehrenamtliche Arbeit dies:

Engagiert: Helma Wassenhoven

„Bei den Vorbereitungen zur 1. Düsseldorfer Ehrenamtsmesse war einmal mehr deutlich geworden, wie vielfältig das bürgerschaftliche Engagement in unserer Stadt ist. Ob in Sportvereinen, im Umweltschutz, bei der Betreuung von Kindern und alten oder kranken Menschen, zu Hause oder im Krankenhaus – die ehrenamtliche Arbeit begegnet uns in allen Lebensbereichen.

Oft im Stillen, ohne Aufhebens, kümmern sich Freiwillige um Neubürger, besuchen einsame Männer und Frauen, entlasten Alleinerziehende oder sammeln Geld für Bedürftige. Bemerkenswert ist dabei auch die Kraft des persönlichen Einsatzes: So haben nur wenige engagierte Männer und Frauen sozusagen aus dem Nichts he-raus einen Treffpunkt aller Generationen in Rath geschaffen, der mittlerweile ein vielbesuchter Ort der Mütter und Kinder aus der Nachbarschaft geworden ist. Klingt vielleicht pathetisch, ist aber trotzdem wahr: Ehrenamtliches Engagement macht das Zusammenleben ein wenig wärmer.

In Düsseldorf engagieren sich Hunderte von Menschen mit erheblichem Zeit- und oft auch Geldaufwand ehrenamtlich. So hat zum Beispiel die Gerresheimerin Hildegard Düsing-Krems  in ihrem Stadtteil ein gut funktionierendes Hilfesystem für die Flüchtlingshilfe initiiert, das auf einem Nachbarschaftsnetzwerk beruht.

Elisabeth Till leistet eine hervorragende Arbeit als Initiatorin des Kulturzentrums für Generationen. Kinder aus Rath / Mörsenbroich profitieren seit vielen Jahren von ihrem offenen Kunst- und Kulturangebot, das sie im Jungen Schauspielhaus organisiert. Um die künstlerische Arbeit weiter auszubauen, machten sich die Mitglieder auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten mit mehr Licht und ausreichendem Lagerplatz für Materialien. Das leerstehende Ladenlokal Frauenlobweg 1a / Ecke Münsterstraße hat Elisabeth Till mit einigen Mitstreitern allein renoviert. Heute ist es Treffpunkt für Mütter und Kinder aus der Umgebung.

Ein ganz außerordentliches Ehepaar sind Traudl und Harry Peters, die mit Elisabeth Till zusammenarbeiten. Seit Jahren betreut das Paar die Wunderbar im Jungen Schauspielhaus, mindestens 30 Stunden pro Woche sind die beiden im Einsatz für Kinder. Der Erlös kommt dem Kulturzentrum für Generationen zugute.

Traudl und Harry Peters – seit Jahren im Einsatz (Foto: Sebastian Hoppe)

Ulrich Fezer ist einer der Hauptakteure des Vereins Vision:Teilen. Ein wesentliches Projekt ist der „Gutenachtbus“, der nachts zu bekannten Schlafstellen von Obdachlosen fährt und Hilfe inklusive medizinischer Versorgung bietet. Ein weiteres ist die organisierte Nachbarschaftshilfe Hallo Nachbar – Ehrenamtliche besuchen einsame Menschen in der direkten Umgebung und stehen als Gesprächspartner bereit.

Multiaktiv und unfassbar kreativ ist Andreas Vogt, der Initiator des Vereins Himmelgeister Kastanie, ein Kämpfer für den Umweltschutz. Der „Baumsekretär“ hat es geschafft, dass dieser Baum zum berühmtesten Baum Düsseldorfs wurde und Post aus aller Welt bekommt. Beim ambulanten Kinderhospizdienst war er gleichfalls aktiv, initiierte dort sehr kreative Aktionen, um Spenden zu sammeln, beispielsweise die Versteigerung des sogenannten Fortuna-Hochs.

Eva-Mira Bröckelmann ist in gänzlich anderer Hinsicht aktiv – sie ist eine der Mitstreiterinnen des Vereins Düsselgrün, einem jungen Projekt, das sich dem Urban Gardening verschrieben hat und momentan sehr angesagt ist.

Eva-Mira Bröckelmann will Düsseldorf grüner machen

Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Bürgern, die sich zusammengeschlossen haben, um offene Gemeinschaftsgärten für Düsseldorf zu gestalten. Mit dem urbanen Gärtnern soll altes Wissen wieder erlernt werden, sie wollen Aufmerksamkeit schaffen für die regionale und saisonale Produktion von Gemüse und anregen, über Fragen von Nachhaltigkeit und Ökologie nachzudenken.

Im Straßenbild oft sichtbar sind andere Ehrenamtler, die Verkehrskadetten. center.tv ehrte bereits 2012 einen jungen Mann als „Düsseldorfer des Jahres“, stellvertretend für die jungen Leute, die bei der „Größten Kirmes am Rhein“ und anderen Veranstaltungen den Verkehr regeln. Felix Kreuzer ist seit Jahren derjenige, der die jungen Ehrenamtler führt.

– osi –

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