Bernd Krewerth (56) spendiert einen Lohsa, Terre del Poliziano 2008. Es ist einer dieser Sommertage, an denen man noch gemütlich draußen sitzen kann. Krewerth, der Genussmensch, raucht, auch deshalb sitzen wir auf der Terrasse. Wir stoßen an, genießen den herrlich süffigen roten Tropfen und versuchen, im Gespräch den Zauber einzufangen, der über diesem wunderbaren Lokal liegt.

Düsseldorf-Golzheim, stille Seitenstraße, einige Steinwürfe vom Rhein entfernt: Ashley’s Garden, dieses Kleinod, Hotel für illustre Gäste und Modevolk, Restaurant für… ja, für wen? Es sind Menschen mit Geschmack, die hier verkehren, viele Paare, jung, verliebt, lang verheiratet, gut angezogen. Wohlsituierte Gäste aus der direkten Nachbarschaft der „Weißen Siedlung“, aber auch Menschen, die etwas Besonderes suchen und hier auch finden.

Ashley's Restaurant

Laura Krewerth, Tochter des Hauses, serviert auf der Terrasse – die ganze Familie packt mit an

Das Restaurant mit seiner wunderbaren Terrasse liegt auf einer Straßenecke. Jetzt, am Abend, leuchtet warmes Licht aus den weißen Zelten, die der Terrasse den Kick geben.

Eigentlich ist es völlig egal, was man hier isst. Es könnte reichen, einfach hier zu sein, die Idylle zu genießen, Gediegenheit und Ruhe, den Hauch von Exklusivität, der über allem liegt, und zugleich das Unprätentiöse, das dieses Haus ausmacht.

shley's FehrenbachNun, das soll nicht heißen, die Küche sei schlecht. Das Gegenteil ist richtig. Koch Jürgen Fehrenbach (Foto links) ist ein Meister am Herd, hat in Berlins Spitzenrestaurant first floor gekocht, danach im nach der Familie benannten Fehrenbach in Düsseldorf, das er fast auf Stern-Niveau getrimmt hatte, bis „ein Blitz in seine Ehe fuhr“, worauf er nun die Ashley’s-Gäste verwöhnt.

Es ist doch so, dass die Küche allein nur in sehr seltenen Fällen einziger Grund sein kann, sich in einem Restaurant wohlzufühlen. Da wiegen insbesondere Ambiente und Service, Herzlichkeit und Willkommenskultur schwer. Und auch mit all dem ist dieses Haus reich gesegnet.

Krewerth und seine gleichaltrige Frau Sabine, Hotelkaufleute beide, haben das Haus vor 25 Jahren gekauft, das als Golzheimer Krug eine 75-jährige Historie hatte. „Dreimal hatten wir das Restaurant verpachtet“, blickt Bernd Krewerth zurück, „seit vier Jahren führen wir hier das Regiment als Familie.“

Familie Krewerth, dazu gehören noch die bildhübsche Laura (25), die Kommunikationswissenschaften studiert hat, aber eine „Leidenschaft für die Küche im Blut hat“, und Maurice (27), der BWL und Elektrotechnik in Aachen studierte, vorausschauend aber auch das Hotelfach.

Ashley's

Familienfoto im japanisch angehauchten Hotelgarten: Bernd und Sabine Krewerth mit ihren Kindern Maurice und Laura

Viele Gäste, auch viele jener, die das km 747, so hieß das Ashley’s bis vor vier Jahren, schätzten, neigen der Ansicht zu, dass die Familie, die auf charmanteste Weise Perfektion mit Unzulänglichkeiten zu kreuzen versteht und mit Herzlichkeit im Tagesgeschäft punktet, dem Restaurant erst eine Seele eingehaucht hat, die sich nur hier so entfalten kann. „Irgendwie ist dieser Ort magic“, sagt der Hotelier.

Besonders Sabine Krewerth hatte sich im Familienrat leidenschaftlich dafür eingesetzt, nicht wieder zu verpachten.

Ashley's Bernd Krewerth

Seit 25 Jahren sein eigener Herr: Bernd Krewerth (56) hat sich im Ashley‘s Garden verwirklicht

Bernd Krewerth zündet sich genüsslich die dritte Zigarette an, Glimmstengel der griechischen Marke George Karelias & Sons. Marlboro würden auch nicht zu ihm passen. „Was wir hier an Leuten kennengelernt haben, das glaubt kein Mensch“, lacht er breit. Berthold Beitz, Ephraim Kishon, Peter Ustinov, René Kollo, Elke Sommer, sie alle und mehr waren hier. Viele wurden Freunde der sympathischen und großzügigen Gastgeber Sabine und Bernd Krewerth.

Die erste Rot-Grün-Koalition in NRW wurde hier auf der Terrasse geschmiedet: „Da drüben saßen Johannes Rau, Michael Vesper, Bärbel Höhn“, sagt er und zeigt Plätze zwei Tische entfernt. Im Laufe der Hausgeschichte schauten alle Bundeskanzler außer Angela Merkel vorbei. Helmut Kohl und Gerhard Schröder erlebte der Hotelier bereits als Gastgeber.

Ashley's

Harmonische Atmosphäre: Blick in das Restaurant

Eine Anekdote: „Ich gab Gerhard Schröder zwei Flaschen Bier mit auf den Weg und erbat die Pfandflaschen zurück – Trittin hatte ja gerade das Pfand eingeführt.“ Schröder grinste nur. Dann kam Franz Müntefering kurz darauf, war einige Zeit Hausgast. Ihn erinnerte Krewerth: „Sag Deinem Chef Bescheid, ich kriege noch zwei Pfandflaschen.“ Darauf Müntefering: „Wieso Chef, ich bin der Chef.“ „Münte“ richtete dem Hotelier dann von Schröder aus: „Ich soll dir sagen, du nervst“. Doch Krewerth spann den running gag weiter, platzierte die gleiche Botschaft bei Olaf Scholz, als der zu Gast war. „Dann kam eines Tages ein großes Paket, mit bergeweise Papier, mittendrin die zwei Flaschen …“

Prinz Andrew und viele Mitglieder des englischen Oberhauses gehörten gleichfalls zu den Gästen, die das Ashley’s besuchten. Kämen sie heute wieder, würde ihnen die Küche wohl gefallen.

Ashley's Garden

Eins der Zimmer im Ashley‘s Garden … als wär‘s ein Bild aus einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung

Wir probierten bei mehreren Besuchen in letzter Zeit das Thai-Fisch-Curry mit Gambas, Jakobsmuscheln und Duftreis, eine wunderbar zubereitete Kalbsleber, den kross gebratenen Pulpo mit Blumenkohl, Kapern, Rosinen und Pinienkernen und den Seeteufel mit Zucchinigemüse und flüssiger Polenta. Die Ausrichtung der Küche kann man wohl am besten mit „cross over mit Schwerpunkt mediterran“ beschreiben.

Die Weinkarte im Ashley’s bietet Vielfalt, erschlägt den Gast aber nicht. Vernünftigerweise Weißweine aus Deutschland, die Klassiker wie Pouilly Fumé von der Loire, Italiener, der gute Sauvignon Blanc aus Neuseeland und eine kleine Besonderheit: Man kann mit griechischem Rosé (von Claudia Papayianni, 29 Euro) Hilfe leisten, die mal nicht an Banken geht, und mit der Entscheidung für den israelischen 2011er Yarden Chardonnay (36 Euro) politisch Stellung beziehen – er ist explizit als von den Golanhöhen stammend ausgewiesen. Das sind kleine Spitzen der Art, wie Bernd Krewerth sie gern setzt.

Bildschirmfoto 2014-09-23 um 06.32.30

Und hier, im eigenen Restaurant darf er ja schalten und walten, wie er will. „Es war ein verdammt hartes Stück Arbeit“, sagt er, „aber es hat sich gelohnt, man ist sein eigener Herr.“

Als Angestellter hat er die Hotellerie kennengelernt: Hotelkaufmann bei der Parkhotel KG, Night Manager im Hilton Düsseldorf, Studium an der Cornell University, dann der Bel Air Golf Country Club in Kalifornien, Marketing Chef für Hilton Europa und Nordafrika, Chef im Breidenbacher Hof, Düsseldorf …

Titelstories (1)

Solcher Art Weltläufigkeit prägt: Der Hotelier und Restaurantinhaber hat definitiv einen Hang zum britischen Lifestyle. Davon zeugen nicht nur die Attitüde, die gelegentlich an britischen Landadel erinnert – selten ein Jackett ohne Einstecktuch – , sondern auch seine Autos. Neben dem Jaguar für alle Tage parken sein geliebter Bentley S2 von 1960 (Erstbesitzer Earl Spencer, Vater von Diana) und ein Rolls Royce Corniche Coupé, Baujahr 68, stets vor der Tür und werden auch gern bewegt. Das könnte angeberisch wirken. Doch bei dem stets gut gelaunten und nachlässig elegant gekleideten Bernd Krewerth kommt das ganz normal rüber, unprätentiös. Dennoch ist er wohl neben seinem eher zupackenden Rest der Familie, seiner ebenso schönen wie engagierten Frau Sabine und den zupackenden Kindern der „bunte Vogel“ – den sie gleichwohl alle lieben und in hohem Maße schätzen.

Die Flasche aus der Toskana ist geleert, die Terrasse leert sich auch langsam. Es gibt Tage, da würde man mit ihm gern weitertrinken … demnächst … 

Wolfgang Osinski

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