Oben: Alexander Calder, Ohne Titel, 1936, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Leihgabe des Landes Nordrhein-Westfalen, © 2013 Calder Foundation, New York / Artists Rights Society (ARS), New York
Alexander Calder – Avantgarde in Bewegung
Erstmals seit zwanzig Jahren ist das Werk des amerikanischen Bildhauers Alexander Calder (1898-1976) wieder umfangreich in einem Museum in Deutschland zu sehen: Mit der Ausstellung Alexander Calder – Avantgarde in Bewegung lädt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen jetzt zur Neubewertung Calders als überraschend vielschichtiges Mitglied der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts ein. Nie zuvor sind die Arbeiten des Amerikaners, der als einer der Erfinder der kinetischen Kunst gilt, in ihrem ungeahnt engen Zusammenspiel mit dem experimentellen Film und der avantgardistischen Musik seiner Zeit gezeigt worden. Deutlich wird so die Universalität im Denken Calders, dessen Mobiles heute weltweit bekannt sind.
Der Ausstellungsschwerpunkt im K20 Grabbeplatz liegt auf den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, dokumentiert Calders Weg zur Abstraktion und seine lebenslange Freundschaft mit Künstlern der europäischen Avantgarde. Zu sehen sind in zwei Ausstellungshallen auf etwa 1 600 Quadratmetern rund 70 Werke von kleinformatigen Mobile-Entwürfen (1939) aus Holz und Blech bis zum monumentalen stählernen Stabile „Le Tamanoir“ (1963), das mit seinen 2300 Kilogramm aus Rotterdam angereist ist. Als architektonische Besonderheit ermöglicht ein langer, begehbarer Steg in der Kleehalle den Besuchern ungewöhnliche Perspektiven auf die „schwebenden“ Mobiles.
Foto: Alexander Calder, Little Spider, ca. 1940, Blech, Draht, Farbe, 111,1 x 127 x 139,7 cm, National Gallery of Art, Washington, Gift of Mr. and Mrs. Klaus G. Perls, © 2013 Calder Foundation, New York / Artists Rights Society (ARS), New York.
Calders erste Einzelausstellung abstrakter Werke 1931 in der Pariser Galerie Percier konnte als wichtige Station zu einer eigenen Formensprache für die Düsseldorfer Ausstellung teilweise dokumentiert werden. Seine Künstlerfreundschaften der Pariser Zeit machen einzelne bedeutende Gemälde – heute Besitz der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen – von Piet Mondrian, Joan Miró und Hans Arp deutlich.
Es war ein kleiner Anstoß, der das große Ausstellungsprojekt auf den Weg gebracht hat: 2008 kam die Skulptur „Ohne Titel“ von 1936 als Neuerwerbung des Landes in den Besitz der Kunstsammlung. Das Werk gehört zu den vergleichsweise unbekannten „noise-mobiles“ Calders, bei denen durch leichte Pendelbewegung einer an einem Draht hängenden Kugel ein Klang erzeugt werden kann. Diese fast unbekannte Arbeit vereint verschiedene Werkphasen des Künstlers: Es verweist auf die Anfänge der Drahtskulptur der 1920er Jahre und auf die luftbewegten, ebenfalls „klingenden“ Mobiles der späteren Zeit. Die Form der einzelnen Standelemente zeigt sowohl die Hinwendung Calders zur Abstraktion als auch die organische Formensprache, wie sie bei Arp und Miró wiederzufinden ist.
Wie kein anderer amerikanischer Künstler, lediglich vergleichbar mit seinem Freund Man Ray, zählte Calder zwischen 1926 und 1933 fest zu den avantgardistischen Pariser Künstlerkreisen. Er war anerkannt bei den wichtigsten Vertretern unterschiedlicher künstlerischer Haltungen – allerdings ohne sich selbst in die Rivalität zwischen Abstraktion und Surrealismus hineinziehen zu lassen. Calder bewegte sich in diesen Jahren eher unbekümmert zwischen den Richtungen und siedelte sein Werk an im Spannungsfeld zwischen den kühlen geometrischen Bildkonstruktionen Mondrians und der biomorphen, verspielten Abstraktion von Miró und Arp.
Die Ausstellung zeigt vor allem das abstrakte Werk, das erst nach Calders berühmtem Pariser Schlüsselerlebnis entstanden ist: Im Oktober 1930 besuchte er das Atelier Mondrians und war tief beeindruckt von der Gesamtkomposition des Raumes, insbesondere den schwarz-weiß strukturierten Wänden, die zu Studienzwecken mit farbigen Quadraten und Rechtecken bestückt waren. Den Besuch dieses Environments beschrieb Calder in seiner Autobiografie als „Schock“, der ihn sein bisheriges Werk überdenken ließ.
In den folgenden drei Wochen entstanden ausschließlich abstrakte Gemälde – ein kurzes Intermezzo. Danach entwickelte er die ersten ungegenständlichen, räumlichen Drahtkonstruktionen. Im Herbst 1931 fanden die Einflüsse der vorhergehenden Jahre einen noch deutlicheren Niederschlag in der Kunst Calders: Es entstanden die ersten beweglichen Skulpturen. Marcel Duchamp gab ihnen den Namen „Mobiles“, ein Wort, das sowohl „motion“ (Bewegung) als auch „motive“ (Motivation, Absicht) umfasst. Die durch Drähte und Gelenke miteinander verbundenen Elemente der hängenden Skulpturen befinden sich stets im Gleichgewicht, durch das Prinzip der zufälligen spielerischen Drehung erzeugen die einzelnen Elemente beständig neue, unerwartete Konstellationen. Als Gegenstück hierzu entwickelte Calder später unbewegliche Konstruktionen aus Stahlblech, die Hans Arp als „Stabiles“ bezeichnete.
Foro: Alexander Calder, Quatre systèmes rouges (mobile), 1960, Eisen, Stahl, Farbe, 155 x 200 x 200 cm, Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Dänemark, Donation: The New Carlsberg Foundation, © 2013 Calder Foundation, New York / Artists Rights Society (ARS), New York Foto: Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, DänemarkEinen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Werke Calders leisten die Experimentalfilme, die Calder während der Zeit in Paris gesehen hat, in denen Bewegung und Rotation in verschiedensten Facettierungen das Thema ist. Viele Künstler aus dem engeren Umkreis Calders haben sich in den 1920er Jahren mit dem Medium Film und dem bewegten Bild beschäftigt, so beispielsweise Fernand Léger in „Ballet Mechanique“ (1924), Marcel Duchamp mit „Anémic Cinéma“ (1926) oder auch Man Ray mit „Le Retour à la Raison“ (1923). In der Ausstellung sind diese Experimentalfilme als weiterer Hintergrund für Calders Bewegungs- und Raumstudien zu sehen.
Um die Einbindung Calders in die historische Avantgarde ganz zu erfassen, ist auch ein Blick auf die Experimentalmusik der Zeit wichtig: Calder war befreundet mit den Komponisten Edgar Varèse, Virgil Thomson, John Cage und anderen. Zeitgenössische Musik, wie sie auch in der Ausstellung zu hören ist, hat Calder stark beschäftigt. Sie dürfte die „noise-mobiles“, in denen die „Zufälligkeit“ des Klangs eine große Rolle spielt, beeinflusst haben.
In besonderem Maße dankt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen der Calder Foundation, New York, und ihrem Präsidenten Alexander S. C. Rower, der die Ausstellung mit wichtigen fachlichen Hinweisen unterstützt hat.
Quelle: Kunstsammlung NRW_____________________________________________________
Alexander Calder – Avantgarde in Bewegung
07.09.2013 bis 26.01.2014
K20 GRABBEPLATZ
Weitere Informationen unter www.kunstsammlung.de
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Biografie Alexander Calder
Alexander Calder wurde am 22. Juli 1898 in Lawnton (Pennsylvania/USA) geboren. Studium der Ingenieurswissenschaften am Stevens Institute of Technology in New Jersey. 1926 bis 1933 Aufenthalt in Paris, es entstanden frühe Draht und erste Holzskulpturen.
Ab 1926 entwickelte er das erste mechanisch-bewegliche Spielzeug und die ersten beweglichen Drahtkonstruktionen sowie seinen berühmten „Zirkus“ („Cirque Calder“). 1931 trat er der Gruppe „Abstraction-Création“ bei. Er war fasziniert von der strengen Geometrie des niederländischen Malers Piet Mondrian. Ab 1931 schuf er zunächst motorisierte abstrakte Drahtfiguren und später durch Luft sowie leichte Berührung bewegte Konstruktionen aus geformten Metallscheiben; Marcel Duchamp bezeichnete sie als „Mobiles“. Als Gegenstück zu den immer komplexer werdenden Mobiles entwickelte Calder unbewegliche Konstruktionen aus Stahlblech, die Hans Arp 1932 „Stabile“ nannte.
1933 kehrt Calder mit seiner Frau Louisa James in die USA zurück, erwarb und bezog ein Atelier in Roxbury (Connecticut). Ab den späten 1940er Jahren wurden sowohl seine stabilen als auch seine mobilen Skulpturen, die nicht selten monumentale Größe erreichten, weltweit ausgestellt. Alexander Calder gehörte fortan zu den wichtigsten amerikanischen Bildhauern. Er starb am 11. November 1976 in New York.
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Ein sehr enttäuschender Museumsbesuch.
Schöne Objekte sind in Düsseldorf ausgestellt. Sie werden gut präsentiert. Unter jedem Mobile ist eine weiße Fläche. Die Beleuchtung ist hervorragend. Trotzdem war der Besuch enttäuschend. Es werden kinetische Objekte ausgestellt die tot im Raum hängen. Nicht mal anpusten ist erlaubt. Wer es sich schön reden möchte kann sich mit der langsamen meditativen Bewegung abfinden, die in den Schatten der Objekte sichtbar wird. So war der Spaß für 12 Euro nach weniger als einer halben Stunde vorbei. Sehr schade.
Von Bonn kommend war der Besuch im Düsseldorfer K 20 für meine ganze Familie ein Museumsbesuch erster Klasse. ERfüllt von der Schönheit der Calder-Objekte fuhren wir nach 2-stündligem Besuch dieser einmaligen Sonderausstellung wieder vergnügt heim (obwohl wir auch die Objekte nicht anpusten durften). Dies ist nur dem Neffen von Calder als Erbe gestattet.
Und den haben wir gerade nicht angetroffen, eigentlich schade.